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Im Porträt

Seelsorger und Pilger mit Gottvertrauen

Zum 75. Geburtstag von Weihbischof Ulrich Boom

Würzburg (POW) Als er am 25. Januar 2009 im Würzburger Kiliansdom die Bischofsweihe empfing, begann für Ulrich Boom ein neuer Lebensabschnitt. Seit mehr als zwölf Jahren wirkt er inzwischen als Weihbischof im Bistum Würzburg. Über 66.000 jungen Menschen hat er allein in dieser Zeit das Sakrament der Firmung gespendet, zahlreiche Orgeln und Altäre geweiht. Am Sonntag, 25. September, wird er 75 Jahre alt. Papst Franziskus hat den von Weihbischof Boom angebotenen altersbedingten Amtsverzicht auf den Dienst als Weihbischof in Würzburg bis zur Bestellung eines Nachfolgers „nunc pro tunc“ angenommen. Booms Geburtstag fällt auf das Fest des heiligen Nikolaus von Flüe, „der ist ein guter Patron für die Bescheidenheit und für die Demut“, sagt er. Um seine Person macht der gebürtige Münsterländer nicht gern Aufsehen. „Lebe das, was Du vom Evangelium begriffen hast, und sei es noch so wenig.“ Dieser Satz von Frère Roger ist ihm wichtig geworden, seit er sich auf den Weg zum Priestertum gemacht hat.

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Nachdem Boom sich über die Jahre als Kaplan in Schweinfurt und Baunach und als Pfarrer in Frammersbach und Miltenberg vielfältig in der Seelsorge eingebracht und bewährt hat, überrascht ihn 2008 ein Anruf aus Würzburg. Am anderen Ende der Leitung ist Bischof Dr. Friedhelm Hofmann. Seine besondere Botschaft: Der Heilige Vater möchte, dass Boom der neue Weihbischof in Würzburg sein soll. Einen Tag zum Überlegen räumt der Bischof Boom ein. Schließlich stimmt dieser zu. „Für meine zweite Lebensphase habe ich mir gewünscht, einen gütigen Pfarrer zu finden, bei dem ich Kaplan sein kann. Jetzt hoffe ich, dass der Bischof ein gütiger Pfarrer für mich ist“, verrät er lachend vor seiner Bischofsweihe. Am Tag des heiligen Bischofs Nikolaus im Jahr 2008 ernennt Papst Benedikt XVI. Ulrich Boom zum Weihbischof in Würzburg und Titularbischof von Sulletto, einem antiken Bischofssitz, der in der römischen Provinz Byzacena im heutigen Tunesien lag. Der Weihe im Dom am 25. Januar 2009 stehen Bischof Hofmann, dessen Vorgänger Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele und Weihbischof em. Helmut Bauer vor. Der bis auf den letzten Platz gefüllte Dom zeigt die große Verbundenheit der Gläubigen.

Dem erfahrenen Jakobspilger, der das spanische Santiago de Compostela schon mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß auf verschiedenen Routen erpilgert hat, ist es wichtig, immer wieder bei entscheidenden Lebenswenden mit Wanderschuhen an den Füßen und Pilgerstab in der Hand den Ortswechsel bewusst als Pilgerweg zu vollziehen. So stellt er sich geistig und körperlich dem Neuen und Unbekannten und macht Übergang und Aufbruch äußerlich sichtbar – beim Wechsel von Frammersbach nach Miltenberg genauso wie beim Umzug von Miltenberg nach Würzburg.

Dabei hätte sich der heutige Weihbischof in seiner Jugend für eine ganz andere Laufbahn entschieden. Der in Alstätte geborene Schneidersohn Boom, Jahrgang 1947, will Ingenieur werden, nachdem er eine Ausbildung zum Bauzeichner abgeschlossen und auf dem zweiten Bildungsweg in Münster das Abitur erworben hat. Über die kirchliche Jugendarbeit findet er zum Theologiestudium. Der Grundstein hierfür mag schon im Elternhaus gelegt worden sein. Gemeinsam mit zwei Geschwistern wächst er in einer Großfamilie auf, in der vor allem die Großeltern den christlichen Glauben vermitteln. Im Leben des jungen Manns erhält das religiöse Tun einen festen Platz im Alltag, eine Praxis, die er in der heutigen Gesellschaft weitgehend vermisst. Das Theologiestudium führt ihn über Münster und München nach Würzburg. Zudem studiert er Kunstgeschichte. Im Alter von 36 Jahren schließlich empfängt Boom am 25. Februar 1984 im Würzburger Kiliansdom durch Bischof Scheele die Priesterweihe.

Für sein Wappen wählt Weihbischof Boom als ein Symbol die Jakobsmuschel. „Unser ganzes Leben ist ein Pilgerweg, vom Anfang bis zum Ende, von der Geburt bis zum Tod. Insofern ist der heilige Jakobus ein guter Patron.“ Wenige Tage nach der Bischofsweihe wird Boom durch Bischof Hofmann auch zum Dompropst ernannt. 2010 wird er außerdem Bischofsvikar für Pastoral und Leiter der Hauptabteilung Seelsorge. 

Zu diesem Zeitpunkt sind die Pfarreien und Kuratien des Bistums zu Pfarreiengemeinschaften zusammengefasst, die mit Leben gefüllt sein wollen. Das zu organisieren ist eine der zentralen Aufgaben des Weihbischofs, wenn er nicht gerade jungen Menschen zwischen Rhön und Ochsenfurter Gau, zwischen Odenwald und Itzgrund das Sakrament der Firmung spendet. „Ich erlebe bei den Firmungen immer in der Regel volle Kirchen und eine junge Kirche“, berichtet er von glücklich machenden Begegnungen. Aus seiner Zeit als Pfarrer weiß er, dass der Alltag in den Gemeinden oft anders aussieht. „Kirche ist für alle Menschen, gewiss aber nicht immer mit allen Menschen. Einige Menschen wollen nicht in der Kirche sein, andere können nicht mit der Kirche. Das müssen wir respektieren“, sagt der Weihbischof. Als 2013 das neue Gotteslob im Bistum Würzburg eingeführt wird, ist er dafür verantwortlich. Seine Maxime für die Seelsorge: „So viel wie möglich sehen, handeln, wo Handeln möglich ist, und alles in Gottes Händen wissen. Wir müssen nicht noch kurz die Welt retten. Sie ist gerettet.“ Das Domkapitel wählt den Weihbischof 2017, nach der Emeritierung von Bischof Hofmann, zum Diözesanadministrator. Bis Dr. Franz Jung 2018 neuer Bischof von Würzburg wird, steht er an der Spitze des Kiliansbistums. Auf eigenen Wunsch gibt Boom 2020 die Aufgaben als Bischofsvikar und Leiter der Hauptabteilung Seelsorge ab.

Sein Engagement für Katechese beschränkt er nie allein aufs Bistum Würzburg – weder in seiner Zeit als Pfarrer, noch als Weihbischof. Als Vorsitzender des Diözesanverbands Würzburg des Deutschen Katecheten-Vereins (DKV) engagiert Boom sich von 1991 bis Ende 2005. Seit 1996 ist er außerdem Mitglied im DKV-Vorstand auf Bundesebene, seit 2003 stellvertretender Bundesvorsitzender. Bei der Deutschen Bischofskonferenz gehört der Weihbischof seit 2009 der Pastoralkommission sowie der Liturgiekommission an und von 2009 bis 2021 der Schulkommission. 2015 begleitet er als deutscher Beauftragte das von Papst Franziskus ausgerufene außerordentliche Jahr der Barmherzigkeit. „Ich kann es mit der Barmherzigkeit nie zu weit treiben. Thomas von Aquin hat gesagt: Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit ist Grausamkeit. Und Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit ist die Mutter der Auflösung“, betont er gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur zum Ende des Heiligen Jahres. Auch strittige Themen wie das Gedenken zum 400. Todesjahr von Bischof Julius Echter 2017 geht Weihbischof Boom beherzt an. „Es gibt doch kein Leben ohne Schatten. Julius Echter war ein Kind seiner Zeit, wie wir alle zu allen Zeiten Kinder der Zeit sind. So sind für die ‚Echterzeit‘ auch die Vorgänge um die Vertreibung von Glaubensgegner, der Umgang mit den Juden oder die Verfolgung und Hinrichtung vermeintlicher Hexen zu benennen und zu behandeln.“

Noch als Pfarrer kommt Boom 2006 bundesweit als „Glöckner vom Untermain“ (Tagesspiegel) und „Camillo von Miltenberg“ (Süddeutsche Zeitung) in die Schlagzeilen. Um eine Kundgebung einer NPD-Jugendorganisation zu verhindern, lässt er 20 Minuten lang die Glocken der Miltenberger Pfarrkirche läuten und sorgt so für „Himmlischen Lärm“, wie es der „Spiegel“ beschreibt. Ein von der NPD angezetteltes Verfahren gegen Boom wird eingestellt. Der Seelsorger erhält noch im gleichen Jahr den Aschaffenburger Mutig-Preis. In der Kunstkommission des Bistums, in die Bischof Hofmann Boom noch als Pfarrer von Miltenberg beruft, bringt der spätere Weihbischof über die Jahre seine Liebe zur Kunst ein. Auch als geschickter Bauherr hat er sich zuvor bei den Kirchenrenovierungen in Frammersbach und Habichsthal oder bei der Umgestaltung der Jakobuskirche in Miltenberg einen Ruf erworben.

Die internationalen Beziehungen des Kiliansbistums pflegt der Weihbischof von Anfang an aktiv mit. Mehrfach besucht er die Partnerbistümer Mbinga in Tansania und Óbidos in Brasilien. In Mbinga weiht er insgesamt drei Männer zu Priestern. In Óbidos nimmt er 2012 als Vertreter des Bistums an der Erhebung der Personalprälatur zum Bistum teil und besucht einige der zum Teil eine Tagesreise oder mehr von der Bischofsstadt entfernt gelegenen Pfarreien der Diözese, die sich im Amazonasregenwald auf ein Gebiet halb so groß wie die Bundesrepublik erstreckt. „Meine Vision ist, dass wir vertieft lernen, nicht nur Kirche vor Ort zu sein, sondern weltweit. Dass wir alle unterschiedliche Sorgen und Nöte haben, aber dass wir gemeinsam Freude und Hoffnung in die Welt hinein tragen und das auch in einer Dreierallianz stark machen, in Europa, Afrika und Lateinamerika.“

Für die Zeit seines Ruhestands, sobald ein Nachfolger ernannt ist, möchte Weihbischof Boom alles ein wenig gemütlicher angehen lassen. Vielleicht hat er dann auch wieder öfter Zeit für Kunst und Kultur. Wie er in einem Interview vor seiner Bischofsweihe verrät, hört er neben Klassik auch gelegentlich Musik von Bands wie Pur oder den Toten Hosen. In Würzburg will er wohnen bleiben. Zu fest eingewurzelt ist er über die Jahre in Unterfranken, um den Lebensabend in Nordrhein-Westfalen zu verbringen. „Wenn ich in die Sakristei meiner Heimatkirche komme, dann schauen mich manchmal die Ministrantinnen und Ministranten fragend an: Wo kommt der denn her?“ Die freie Zeit wird er aber nicht primär in Hobbys wie Fahrradfahren oder Bergsteigen investieren. „Ich habe in den vergangenen Jahren auch gelernt, dass ich ganz ruhig am Strand liegen kann“, erzählt er mit einem Schmunzeln. Seinem Nachfolger wünscht er, „dass er die Freude am Evangelium in die Welt hineinträgt und die Wertschätzung der vielen Menschen in den Gemeinden, die den Glauben leben – ganz, ganz unterschiedlich. Es gibt keine Uniformität in der Kirche.“ Der ernannte Weihbischof Boom sagte es 2009 im Interview mit der Süddeutschen Zeitung so: „Die Menschen sollen hören und sehen, dass wir ihre Probleme und Sorgen verstehen; dass die Kirche die Freude und Hoffnung, die Trauer und Angst der Menschen teilt. Die Menschen sollen spüren, da sind welche, zu denen ich gehen kann.“

mh (POW)

(3822/1047; E-Mail voraus)

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