Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Rückbesinnung auf das Wort

Schauspieler Kai Christian Moritz präsentiert Matthäusevangelium in der Pfarrkirche in Hösbach

Hösbach (POW) Wie würde Jesus klingen, wenn man ihn selber reden hören könnte? Diese Frage kann niemand beantworten. Aber die Interpretation, die der Schauspieler Kai Christian Moritz am Sonntag, 24. November, mit dem Matthäusevangelium im Rahmen des Projekts „Vier Farben Jesus“ in der Hösbacher Pfarrkirche Sankt Michael bot, war zumindest sehr glaubwürdig. Sein Spiel wurde begleitet von der Cellistin Katrin Penz, die mit ihrer Musik mal Texte einfühlsam unterstrich, mal zu einer Atempause zwischen den mächtigen Textpassagen einlud. Licht- und Bildinstallationen rundeten die Aufführung ab und tauchten die große Kirche in eine besondere Atmosphäre.

Bevor Moritz, der auch für das Konzept der Aufführungen verantwortlich ist, mit der eigentlichen Rezitation begann, schlug er einen Bogen in die Gegenwart. Nach der Einspielung eines Originaltons aus einer Rede Adolf Hitlers im Jahr 1933 über die Juden wurden Nachrichten über das Attentat in Halle auf ein über dem Altar angebrachtes Tuch projiziert. Gerade dem Matthäusevangelium werden immer wieder antijüdische Tendenzen unterstellt. Für Moritz würde aber damit der Text für eigene Interessen missbraucht. „Für Matthäus ist klar: Jesus ist Jude, ist ganz stark in der jüdischen Tradition eingebunden, und am Kreuz stirbt ein Jude, kein Christ“, sagte der Schauspieler.

Sehr lebendig wurde dieser Jesus dann für die Zuschauer in den dargebotenen Textsequenzen, die von der Genealogie zu Beginn bis zu Auferstehungserfahrungen der Jünger reichten. Moritz spielte mit den Passagen, wirkte mal ironisch, mal ernst, rezitierte mal laut, mal leise. Er baute Elemente aus dem Kirchenraum in sein Spiel ein oder machte einen Holzstuhl zum Berg, von dem aus er die Bergpredigt rezitierte. Für Aufmerksamkeit sorgte auch die verwendete Übersetzung des Textes von Fridolin Stier, die durch die für hiesige Ohren ungewohnte Formulierungen aufhorchen ließ. Da wurde dann beispielsweise das Salz nicht schal, sondern es verlor seinen Witz, oder es hieß nicht „Amen, ich sage euch“ sondern „Wahr ist‘s, ich sage euch“.

In der Ankündigung wurde das Projekt „Vier Farben Jesus“ auch als ein Beitrag zu den Umstrukturierungsprozessen in der katholischen Kirche bezeichnet. Bewusst seien die Aufführungen auf die vier Pfarreien der Pfarreiengemeinschaft „Hösbach – Maria an der Sonne“ aufgeteilt worden. Für Moritz kann die Vielstimmigkeit des Evangelienkanons ein Beitrag bei der Neuordnung der pastoralen Einheiten sein. „Vor aller Dogmatik muss erst mal die Rückbesinnung auf das Wort kommen und von da ausgehend kann man die Dinge neu denken“, erklärte Moritz den Bezug des Projekts zu den Veränderungen. Denkprozesse hat der Abend bei den gut 80 Zuschauern sicher in Gang gesetzt.

Die weiteren Aufführungen: Sonntag, 16. Februar 2020, „Markus – der Löwe“ in der Kuratiekirche Sankt Barbara in Wenighösbach; Sonntag, 26. April, „Lukas – der Stier“  in der Wallfahrtskirche Schmerlenbach; Sonntag, 24. Mai, „Johannes – der Adler“ in der Pfarrkirche zur Mutterschaft Mariens in Hösbach-Bahnhof. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 17 Uhr.

bv (POW)

(4919/1298; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet