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Lernen, wie sich Kirche verändern könnte

Bischof Dr. Franz Jung besuchte „Kirche am Hubland“ in Würzburg

Würzburg (POW) Der Würzburger Stadtteil Hubland auf dem Gelände der ehemaligen US-Kaserne ist als Siedlung ein junger Ort. Für Hochschulpfarrer Burkhard Hose und Schwester Elisabeth Wöhrle, von katholischer Seite für das Projekt „Kirche am Hubland“ beauftragt, ist das Hubland aber ein Ort, an dem Gott und die Menschen schon längst wohnen, suchen, sich freuen, trauern, hadern, sich sorgen, kurz: leben. „Im Grunde geht es darum, als Kirche nicht schon mit vorgefertigten Ideen aufzutauchen, sondern eben erst mal zu lernen von dem Raum selber her, von den Menschen, die dort leben, und zu schauen: Wo können wir uns einklinken, wo können wir da mit vorkommen?“, sagt Hose. Kürzlich hat sich Bischof Dr. Franz Jung vor Ort ein Bild davon gemacht, wie diese neue Art von kirchlicher Präsenz aussieht.

Einen halben Tag lang begleiteten die Mitglieder des Projektteams den Bischof über das Gelände und beantworteten seine Fragen. „Menschen scheinen ganz gut ohne Kirche leben zu können. Das macht uns ein bisschen bescheidener in unseren eigenen Ansprüchen oder vielleicht auch, was unseren Auftrag angeht“, erklärt Hose. Eine offensichtliche Not gebe es hier nicht.

Bis zu 6500 Personen sollen einmal am Hubland wohnen. „Aktuell ist das Hubland ein Anziehungspunkt für Leute, die auch mit etwas Neuem starten wollen. Das nehmen wir so wahr“, erklärt Wöhrle. Deutlich werde das unter anderem im Zentrum für digitale Innovation, das dort zu finden ist. „Dieses hat mit dem Cube ein großes Gebäude vor Ort und bietet Start-up-Unternehmen an, dort Räume zu buchen, um Ideen zu entwickeln.“

Gemeinsam mit der evangelischen Kirche haben Hose und Wöhrle schon verschiedene Planungen und konzeptionelle Überlegungen gemacht. „Das ist gut und richtig. Denn eine konfessionelle Herangehensweise an so einen Stadtteil ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, betont Hose. Erste Annäherungen der beiden Kirchen habe es über die klassischen kirchlichen Strukturen gegeben. „Jetzt hat sich aber ein bürgerlicher Verein mit Namen ‚Kirche am Hubland‘ gegründet“, erklärt Wöhrle. Auch den Bewohnerinnen und Bewohnern sei es wichtig, „dass wir uns nicht so institutionell dem Gelände annähern“.

Viel habe sich seither getan. So sei zum Beispiel ein gemeinsames Leitbild gefunden worden. „Und unter diesem können sich jetzt sowohl Institutionen, Kirchen, aber auch Freikirchen, Gruppierungen, aber eben vor allem auch Einzelpersonen finden“, betont Hose.

Klassisch kirchlich wäre, dass es dann den Pfarrer gebe, um den Pfarrer sich dann konzentrische Kreise konzentrierten. „Das funktioniert da oben halt so nicht. Deswegen sehen wir auch unseren Auftrag darin, zu lernen, wie sich auch Kirche verändern könnte.“ Die Menschen heute fragten nicht danach, ob jemand Freikirchler, evangelisch, katholisch, orthodox sei. „Die schauen nur: Passt für mich das Angebot?“ Wenn es nicht passe, dann blieben sie weg. Wenn etwas Passendes dabei ist, „dann kommen sie oder kommen auch wieder“.

So veranstaltete Wöhrle zum Beispiel in einem Team gemeinsam mit der Stadtteilbibliothek wiederholt einen „Poetry-Abend“, an dem Leute ihre Texte mitbringen oder auch Lieblingstexte vorgelesen werden können. „Bei ‚Exerzitien auf der Straße‘ geht man nach draußen, begleitet vom Impuls, zu schauen, was mir begegnet und ob ich da vielleicht Spuren von dem entdecken kann, was ich Gott nenne.“

Darin steckt für Hose eine spannende theologische Frage: „Wie lassen wir uns evangelisieren durch so einen Ort? Was lernen wir von dem Ort als Kirche? Was fehlt uns in der kirchlichen Perspektive, wenn wir solche Räume einfach liegenlassen und nicht kennenlernen?“

Wie Wöhrle und Hose betonen, sei eine Tagung in Zusammenarbeit mit dem Bibelwerk sehr aufschlussreich gewesen: Es ging um heilige Räume, Tagungsort war im oben erwähnten Labor am Hubland. „Der Raum verändert die Inhalte. So ist auch der gesamte Raum am Hubland. Er verändert die Inhalte von Kirche sein und die Perspektive.“

mh (POW)

(1724/0449; E-Mail voraus)

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